Kurzversion der Pecha Kucha Vortragsvorbereitung
Die folgende Anleitung soll dabei helfen, möglichst schnell und einfach einen Pecha Kucha Vortrag vorzubereiten. Die wichtigsten Schritte der effizienten Vorbereitung eines Pecha Kucha Vortrags sind die folgenden:
- Thema des Pecha Kucha Vortrags festlegen
- Guten Einstieg und gutes Ende finden (Bildmaterial, Zitat, Aufmerksamkeit erzeugen, Call to Action)
- Inhalt auffüllen, bis der Vortrag ca. 6:40 dauert (Wichtigere Punkte zuerst, regelmässig testen, wie lange der Vortrag ist – damit wird der Vortrag bereits geübt)
- Bilder suchen, z.B. auf Pixabay (lizenzfrei und kostenlos), depositphotos (kostenpflichtige Lizenzen, regelmäßig gute Angebote mit ca. € 1 pro Bild), istockphoto (kostenpflichtige Lizenzen):
Update im Oktober 2020: eine unkomplizierte Variante zur Erstellung der Folien ist die Nutzung von pitch.com. Allerdings gibt es da ein paar Dinge zu beachten, bitte vorher das hier lesen. - Üben, Üben, Üben!
Zur Anleitung, wie man am Besten eine komplett virtuelle Pecha Kucha Nacht abhält, geht es hier.
Beispiel:
Tobias Müller-Zielke – Glück (Nicht als Maßstab, sondern nur als Beispiel & Anregung zu verstehen, wurde über lange Zeit optimiert)
Wichtig: Werden die Bilder zuerst ausgewählt, ist es viel schwieriger, die letzten Folien passend zum Inhalt zu finden. Es ist kein Zufall, dass wir genau das Gegenteil empfehlen!
Pecha Kucha Vorbereitung: Ausführliche Version
Das Thema
Der wichtigste und für einen Anfänger schwierigste Punkt an der Vorbereitung eines Pecha Kucha Vortrags ist das Finden eines Themas. Am Besten sucht man sich etwas, das einen begeistert und das man gerne teilen möchte; das kann alles Mögliche sein: eine Idee, die einen begeistert, ein Buch, eine Urlaubsreise, die man teilen möchte, ein Projekt, das man starten möchte, für das man aber noch Mitstreiter sucht u.v.m.
In der Regel stellt sich dann beim Ausarbeiten des Vortrags schnell heraus, dass man viel mehr Inhalt hat, als in 6:40 (20 x 20s) passen – was das Erstellen des Vortrags sehr unkompliziert macht.
Sollten Sie mit diesem Punkt kämpfen, haben Sie einfach den Mut, ein Thema festzulegen und fangen Sie einfach an, anhand dieser Anleitung daran zu arbeiten. Es klappt immer!
Sinn des Vortrags
Wichtig ist es zu Beginn der Vorbereitung auch, sich Gedanken zu machen, was Sie mit dem Vortrag erreichen wollen:
- wollen Sie informieren?
- wollen Sie inspirieren?
- willen Sie die Zuhörer dazu bewegen, etwas zu tun?
- was wollen Sie mit dem Vortrag nicht erreichen?
Wenn Sie sich über diesen Aspekt Gedanken machen, hilft Ihnen das beim Ausarbeiten des Vortrags, da Sie nun einzelne Elemente, die Ihnen zum Thema einfallen, entsprechend dieser Rahmenbedingung bewerten können.
NICHT mit den Bildern anfangen
Das wichtigste bei einem Pecha Kucha Vortrag ist, NICHT mit den Bildern zu beginnen. Falls Sie trotzdem mit der Auswahl der Bilder für die Folien anfangen, haben Sie gute Chancen, das zu erleben, was viele neue Redner mit wenig Erfahrung feststellen mussten: das klappt nicht bzw. dauert viel länger!
Wenn Sie mit den Bildern anfangen, haben Sie am Ende Bilder, zu denen Sie eine Geschichte bauen müssen, deren Teile für jedes Bild genau 20s lang sein müssen – oder Sie haben 18 Folien und keine Ahnung, wie Sie die letzten zwei füllen sollen.
Die beste Art, einen Pecha Kucha Vortrag zu erstellen ist es, zuerst den Inhalt, und dann die Folien festzulegen. Sollten Sie schon Bilder im Hinterkopf haben, die Sie unbedingt verwenden möchten, schadet das natürlich nicht, diese schon zu kennen, aber bitte tun Sie sich selbst den Gefallen und fangen Sie nicht mit der Suche nach Bildern an.
Das Skript
Meiner Erfahrung nach hilft es sehr, seinen Vortrag schriftlich festzuhalten. Das heißt, dass Sie versuchen, in Ihrer Sprechweise das niederzuschreiben, was Sie sagen möchten. Auf diese Weise erhalten Sie zwei Dinge:
- ein Skript zum Üben
- eine perfekte Basis für die Folienauswahl
- eine Messmöglichkeit, ob die Länge Ihres Vortrags passt
Die Erstellung des Skripts heißt hierbei nicht, dass Sie genau das genau so sagen müssen, wie Sie es sich bei der Vorbereitung überlegt haben – es geht darum, sich bereits Überlegungen zu den Formulierungen und Inhalten zu machen. Ganz nebenbei lernen Sie so, die Dauer von 20s besser einzuschätzen.
Wichtig hierbei:
- bedenken Sie Ihr Sprechtempo bei Vorträgen: wenn Sie bei Nervosität schneller sprechen, sollten Sie entsprechend mehr Text haben, als Sie im gelassenen Probenumfeld vorlesen können.
- benutzen Sie Ihre eigene Sprache. Wieder geht es hier um Authentizität: Sie wirken nur glaubhaft, wenn Sie selbst sich glauben und so sprechen, wie Sie es auch normal tun würden.
Den Einstieg festlegen
Hier bringe ich ein, was ich bei meinem lokalen Toastmasters Redeclub, Toastmasters Erlangen, gelernt habe: Wenn Sie die Idee festgelegt haben, lege ich Ihnen sehr ans Herz, nicht linear am Vortrag zu arbeiten – legen Sie erst einmal den Einstieg & den Abschluß des Vortrags fest.
Das heißt, dass Sie sich erst einmal überlegen, wie Sie beim Einstieg die Aufmerksamkeit des Publikums bekommen und es ggf. wachrütteln – dazu gibt es viele Möglichkeiten, die man auch kombinieren kann:
- ein schönes, inspirierendes, oder auch irritierendes Bild
- eine irritierende Aussage
- eine Abfrage (“Wer hat hier im Raum ein Smartphone, Handzeichen bitte!”)
- ein Zitat
- ein Scherz oder Witz
- u.v.m.
Wichtig hierbei ist, dass Ihnen der Einstieg liegt, er Sie für den Vortrag motiviert und authentisch ist. Sie müssen sich am Anfang des Vortrags wohlfühlen und Ruhe finden, damit Sie einen guten Vortrag halten können.
Haben Sie die Art des Einstiegs festgelegt, formulieren Sie den Text für Ihr Skript, testen, wie lange es dauert, diesen Text vorzutragen und reservieren eine entsprechende Anzahl Folien. Idealerweise dauert Ihr Einstieg ein Vielfaches von 20s. Haben Sie den Text fertig und gerade keine Lust mehr, am Inhalt zu arbeiten, können Sie nach dem Festlegen des Texts für den Einstieg die Bilder für diesen Text suchen bzw. erstellen – bitte aber nicht mehr als diese Folien.
Das Vortragsende festlegen
Beim Abschluss des Vortrags gilt ähnliches wie beim Anfang: Sie wollen die Zuhörer noch einmal wachrütteln und Ihnen im wachgerüttelten Zustand noch einmal die Kernbotschaft des Vortrags sowie ggf. eine Handlungsempfehlung bzw. -aufforderung oder eine Erinnerung mitgeben.
Im Kontrast zum Einstieg sollten Sie hier jedoch weniger irritieren – schließlich gilt es beim Abschluß, den Vortrag abzurunden.
Typische Möglichkeiten für den Abschluß sind die Folgenden, die man widerum kombinieren kann:
- ein gutes Zitat von einer wichtigen Person zum Thema, idealerweise eines, das nicht sehr bekannt ist (Wow-Effekt)
- eine kurze, knappe Zusammenfassung, warum das Thema des Vortrags wichtig ist
- ein einprägsames, idealerweise inspirierendes Bild, das zum Thema passt
- ein Handlungsaufruf- bzw. -empfehlung (z.B.: “Ändern Sie die Welt!”)
Im Kontrast zum Einstieg sollten Sie hier keine Abfrage machen, insb. keine in der Richtung “wer fand diese Information hilfreich?” – das kann nämlich schief gehen und einen fahlen Nachgeschmack hinterlassen.
Wie gehabt schreiben Sie auch hier ein Skript und können danach auch schon die Bilder für den entsprechenden Text suchen.
Der Hauptteil
Typischerweise haben Sie nun bereits ein gutes Stück des Vortrags geschafft. Erfahrungsgemäß haben Sie bisher in etwa den Inhalt für 3-4 Folien erstellt, wesentlich mehr sollten es nicht sein. Sie haben also nicht in etwa 5 min und 30s zu füllen. Aber: das schwierigste haben Sie jetzt bereits hinter sich!
Nun gehen Sie für den Hauptteil wie folgt vor:
- Sammeln Sie Unterpunkte, über die Sie gerne sprechen würden, z.B. in einer Mindmap oder einem Dokument.
- Bringen Sie die Unterpunkte entsprechend Ihrer Relevanz in eine Reihenfolge, das Wichtigste kommt natürlich zuerst.
- Schreiben Sie Ihr Skript
- Lesen Sie sich Ihr Skript vor und stoppen Sie ab, wie lange es dauert. Machen Sie sich dabei alle 20s eine Markierung im Text.
Diese vier Schritte wiederholen Sie ggf. so oft, bis Sie beim Vorlesen zuzüglich Einstieg und Abschluß auf die Dauer von 6:40 (20 x 20s) kommen. Nun ist Ihr erster Vortrag inhaltlich fertig!
Die Bilder
Nun geht es an die Bilder! Suchen Sie sich Bilder, die das unterstützen und zu dem passen, was Sie jeweils in 20s sagen. Erinnern Sie sich, dass Sie immer darauf geachtet haben, dass Sie alle 20s einen Abschnitt im Skript einfügen? Das hilft Ihnen jetzt – denn Sie müssen nun nur noch jeweils ein Bild finden, das zu den jeweiligen Abschnitten passt.
Bei der Erstellung der Folien können Sie z.B. wie folgt vorgehen:
- Bilder im Internet suchen, z.B. auf Pixabay (lizenzfrei und kostenlos), depositphotos (lizenzfrei, kostet), istockphoto (lizenzfrei, kostet). Seien Sie sich des Copyright-Themas bewusst!
Sollten Sie sich bezüglich des Copyrights unsicher sein, fragen Sie den Veranstalter Ihrer Pecha Kucha Nacht um Rat. - ein Schlagwort oder Symbol, das zum aktuellen Abschnitt passt, groß und mit hohem Kontrast auf eine Folie schreiben.
- andere Menschen befragen, was Ihnen zum jeweiligen Thema als erstes einfällt
- Sie können auch bei der Bildauswahl um die Ecke denken, um die Zuhörer zum Nachdenken oder Lachen zu bewegen (“Was hat das Bild denn damit zu tun, was der sagt?”).
Üben, Üben, Üben!
Nun kommt der Teil der Vorbereitung, der einen soliden von einem sehr guten oder einen schlechten von einem guten Vortrag unterscheiden kann: das Üben.
Stellen Sie Ihr Präsentationsprogramm so ein, dass jede Folie nur genau 20s angezeigt wird und fangen Sie so an zu üben. So merken Sie, wo Ihr Skript ggf. noch angepasst werden muss, damit es richtig gut wird bzw. rund ist. Oft lernen Sie durch das Üben, auch wenn sie den ganzen Text nur ein oder zweimal durchgehen, den Vortrag komplett frei zu halten. Scheuen Sie sich dabei auch nicht, einmal vom Skript abzuweichen – durch das Üben bekommen Sie recht schnell ein Gefühl für die Dauer von 20s und können somit improvisieren. Ich empfehle, keinen Vortrag ohne mindestens zweimaliges Üben mit dem finalen Text öffentlich zu halten.
Manche Veranstalter von Pecha Kucha Nächten bieten auch eine Generalprobe an – fragen Sie Ihren Organisator danach!
Der große Tag: der Vortrag
Wenn die Pecha Kucha Nacht gekommen ist, sollten Sie beim ersten Vortrag folgende Hinweise berücksichtigen, um unnötige zusätzliche Nervosität zu reduzieren:
- reisen Sie frühzeitig an, um nicht durch ggf. entstehende Verspätungen in Unruhe zu kommen.
- prüfen Sie Ihre Folien, um sicherzugehen, dass keine Folien vertauscht wurden oder nicht korrekt angezeigt werden.
- stellen Sie sicher, dass die 20s pro Folie richtig eingestellt werden.
- versuchen Sie möglichst früh am Abend Ihren Vortrag zu halten, damit Sie sich nicht auf Basis der anderen Vorträge nervös machen bzw. den Leistungsdruck erhöhen. Die Organisatoren sind da in der Regel sehr offen.
- trinken Sie wenig koffeinhaltige Getränke, wenn es Sie beruhig und Sie nicht mit dem Auto fahren müssen, gerne auch ein Bier
Beispielvortrag
Hier finden Sie einen Vortrag von mir, der alle Punkte beherzigt, die in dieser Anleitung erwähnt wurden. Er wurde über eine lange Zeit kontinuierlich verfeinert und angepasst – bitte nehmen Sie ihn daher nicht als Vergleichsbasis für Ihren ersten Pecha Kucha Vortrag, sondern lediglich als Beispiel und Inspiration:
Viel Spaß!
Ich wünsche Ihnen bei Ihrem ersten Vortrag viel Spaß und hoffe, dass es Ihnen so geht wie unzähligen Sprechern, die ich schon auf meiner Bühne in Erlangen hatte: dass Sie so viel Spaß beim Vortrag haben, dass Sie nach dem Vortrag gleich überlegen, worüber Sie den nächsten halten könnten!
Ein Hinweis in eigener Sache…
Neben Pecha Kucha brenne ich für Selbstmanagement nach der weltweit anerkanntesten Methode, Getting Things Done (GTD).
Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Methode.
Gerne können wir uns telefonisch zu GTD oder zu anderen Themen aus dem Bereich Produktivität, Präsentationstechnik oder Tools unterhalten.
Hier können Sie einen Telefontermin ausmachen.
Ekaterina says
danke sehr für den Beitrag – gut strukturiert und einfach geschrieben