In den Zeiten von Corona gibt es leider – für meinen Geschmack – viel zu wenig Möglichkeiten, andere Menschen zu treffen. Als Organisator von einigen Events trifft mich das schwer, weil mir sowas einfach extrem viel Spaß macht. Daher habe ich mich in das Thema Online-Streaming von Events eingearbeitet, und wie’s der Zufall wollte, gestern gleich einen Freund dabei technisch unterstützt, einen durchzuführen.
Pecha Kucha – Inspire the World
Seit 2011 veranstalte ich in Erlangen Pecha Kucha Nächte, bei denen 6-10 Sprecher Vorträge halten. Ein Format, das ich liebe. Seit einigen Jahren bin ich mit Thomas Maile, dem Organisator der Pecha Kucha Nacht in Aalen, in Baden-Württemberg, gut befreundet. Daher habe ich ihm bei seinem Event geholfen. Hier geht’s zum Video!

Das Setup
Als ich in die Orga eingestiegen bin, waren viele Fakten schon geschaffen:
- die Sprecher sollten in einem gemeinsamen Zoom Call sein
- die Zuschauer sollten das Event auf Youtube verfolgen können
Ich habe mich dann dafür entschieden, das Streaming mit OBS (Open Broadcaster Software, Link) zu machen. Auch wenn es nicht ganz intuitiv ist, kann man mit OBS sehr einfach sehr viel anstellen, insb. für eine Open-Source-Software. Dazu ermutigt hat mich Simon Dückert von der Cogneon Akademie.
Die OBS-Logik
Im tatsächlichen Setup des Events sieht OBS wie folgt aus:

Bei der Vorbereitung und bei der Durchführung haben sich folgende Elemente als wichtig herausgestellt:
- Eintragung der Streaming-Zugangsdaten von Youtube
- Zu-, Ab- und Umschalten zwischen verschiedenen Fenster/Ansichten aus anderen Programmen
- Nachregeln des Tons für das Streaming
- Bedienung des Youtube-Streaming-Bereichs
Auf alle Elemente gehe ich im Folgenden ein.
Der erste Test: Streaming-Daten auf Youtube
Um zu testen, ob alles funktioniert, braucht man erst einmal einen Youtube-Kanal und die Zugangsdaten zum Streaming. Das Streamen muss man erst aktivieren, und es dauert ca. 24h, bis man streamen kann. Mehr dazu hier bei Youtube.
In Youtube findet man, nach dem Anlegen des Streams (zum Testen “Unlisted” verwenden), die Daten unten links:

Die anderen Einstellungen habe ich bis auf “Enable Autostart” so gelassen wie sie waren. Wenn man Autostart aktiviert, geht der Stream live, wenn man ihn in OBS startet – ich finde das geschickt.
Hier kopiert man den “Stream Key”, den man dann in OBS unter Einstellungen (unten rechts) im Stream-Tab einträgt:

Alle anderen Einstellungen sind für den ersten Test egal. In OBS unten rechts “Stream starten” drücken, und wir sind live – je nach Internetverbindung und Rechnerleistung um 10-30s verzögert taucht der Stream dann im Internet auf. Der Link zum Aufrufen des Streams, falls man ihn auf “Unlisted” in Youtube gestellt hat, ist etwas versteckt, dazu muss man in Youtube auf “Manage” wechseln:


Über einen Klick auf das Video in dieser Ansicht kommt man auch wieder zurück auf die Stream-Einstellungen – über den Punkt “Stream” kann man leider nur weitere Streams anlegen.
OBS-Elemente für die Durchführung
Beim ersten Benutzen von OBS muss man sich alle Elemente, die man braucht, erst einmal anlegen. Ich habe folgende Elemente für den Event oben benötigt:

Um sicherzugehen, dass das übertragene Videobild nicht eine zu hohe Auflösung hat, sollte man die Videoeinstellungen prüfen. Hier die Einstellungen (unten rechts “Einstellungen, dann “Video”), die bei mir sehr gut funktioniert haben:

Über das + unterhalb dem Quellen-Fenster kann man diverse Quellen hinzufügen:

Die Bedienung ist recht intuitiv, hier die von mir verwandten Einstellungen:

Mit den Standard-Einstellungen für den Quellentyp “Fensteraufnahme” hat es nicht funktioniert, daher habe ich auf die gezeigte Einstellung gewechselt. Das Titelbild habe ich einfach als Bild eingefügt. Durch einen Klick auf das Augensymbol kann man nun jede Quelle einzeln ein- und ausschalten:

So habe ich vor Beginn des Events und in der Pause das Titelbild anstatt von Zoom angezeigt.
Bevor es losgeht, solltet Ihr sichergehen, dass Ihr nicht in zu hoher Auflösung streamt, sonst ruckelt das Video (das Problem hatte ich beim ersten Test). So sollte alles passen:

Empfehlung für Zoomeinstellungen
In Zoom habe ich zwischen den Voträgen diese Ansicht gewählt:

Unser Setup war wie folgt:
- Zoom war installiert, denn in der Webansicht ist diese Ansicht nicht verfügbar.
- Thomas hat die Folien geteilt
- ich habe mein Zoom-Fenster oben rechts auf Vollbild gestellt

- dann habe ich oben im Menü neben der grünen Anzeige, wer teilt, den “Nebeneinander-Modus” ausgewählt:

- mein Zoom-Fenster wurde gestreamt, man kann die Größe der beiden Fensterbereiche problemlos über das Ziehen mit der Maus einstellen:

Dann kann man frei wählen, wie der Bildschirm zwischen Screensharing und Videos aufgeteilt wird (man kann eine Trennlinie ziehen).
Je nach Situation habe ich zwei Varianten für die Video-Ansicht rechts gewählt:
- zwischen den Vorträgen habe ich oben rechts die “Galerie-Ansicht” gewählt (alle Videos sichtbar)
- bei den Vorträgen habe ich den Sprecher “angeheftet”, damit nur er sichtbar ist (auf’s entsprechende Video gehen und “Video anheften” wählen).

- am Ende des Votrags habe ich das Sprechervideo wieder “gelöst” und auf die Galerieansicht für die Videos zurückgestellt.

Die Sprecheransicht sieht dann wie folgt aus:

Nachbearbeitung
Am Ende des Streams muss man nur noch daran denken, den Stream in OBS auch zu stoppen. Ich persönlich nehme die Streams dann auf “Unlisted” und warte, bis das HD-Video zum Download bereit steht (dafür braucht Youtube etwas).
Dann schneide ich das Video in Camtasia und stelle es dann wieder öffentlich ein. Ich benutze gerne Camtasia, weil man zwischen der Mac- und Windows-Version Dateien austauschen kann. Auf dem Mac kann ich Screenflow sehr empfehlen, da es deutlich günstiger und sehr gut zu benutzen ist. Thomas meinte, auch mit iMovie könne man Videos gut schneiden – dazu kann ich nichts sagen, hab ich in meinen 5 Jahren am Mac leider nie ausprobiert.
Die Details: Audio
Zwei Probleme haben sich beim Ton ergeben, wie man im Video auch merkt: zu Anfang war der Ton übersteuert, und teilweise war ich nicht zu hören.
Den übersteuerten Ton kann man in OBS einfach anpassen, in dem man den Pegler für “Desktop-Audio” anpasst. Destkop-Audio ist der Ton, der am streamenden Rechner über die Lautsprecher zu hören ist. Die Ausschläge sollten höchstens bis in den gelben Bereich gehen:

Mikrofon/AUX-Audio ist der Ton, den mein Mikro aufgenommen hat. Über das Zahnrad kann man unter “Eigenschaften ” einstellen, welches Mikro verwendet wird. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Einstellungsfehler war, als man mich nicht gehört hat. Nachdem ich die Mikro-Alternativen hin und hergewechselt hatte, ging es aber wieder.
Man kann, z.B. bei Pausen, die Tonspur auch stumm schalten, indem man auf die Lautsprecher rechts klickt, dann sieht es z.B. so aus:

Die Details: ungespiegeltes Bild des Streamenden
Standardmässig spiegelt Videosoftware das eigene Bild für den Teilnehmer selbst, da man nicht gewohnt ist, sich selbst ungespiegelt live zu sehen. Das Spiegelbild des Streamenden ist allerdings natürlich nicht das Gesicht, das die Teilnehmer kennen. Alle anderen Teilnehmer werden beim Streamenden ungespiegelt angezeigt, nur nicht er selbst. Aber auch das kann man anpassen, in den Videoeinstellungen von Zoom (z.B. über Pfeil unten rechts an der Kamera nach oben, Einstellungen):

Die Details: weitere Optimierungen
Kleinere Lessons Learned aus dem ersten Event, bei denen ich nicht weiter in die Einzelheiten gehe:
- bei der Pausenfolie ist es sinnvoll, die Info aufzunehmen, wann es weitergeht
- die Elemente des Userinterfaces on Zoom kann man mit Bildern in OBS abdecken, so dass diese nicht stören können.
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