Es ist schon eine Weile her, dass ich mich vom Facebook Feed als Nachrichtenquelle verabschiedet habe. Ebenso hat sich der Google Nachrichtenfeed nicht für mich bewährt. Warum? Weil die Algorithmen, die die Feeds erstellen, nur “ok” sind und mir vielseitige, unabhängige Berichterstattung vorenthalten.
Das Problem
Bei Facebook habe ich mich sehr geärgert, wie schlecht der Newsfeed funktioniert. Nach Jahren habe ich leider erst gemerkt, dass eine meiner absoluten Lieblingswebsites, lifehacker.com, überhaupt nicht im Feed angezeigt wurde. Und das, obwohl ich natürlich schon vor Jahren die zugehörige Facebook-Seite “geliked” hatte und obwohl der Blog mehrere Facebook-Posts pro Tag absetzt. Ungefähr zur gleichen Zeit habe ich bemerkt, wie stark der Google Newsfeed mir immer mehr Nachrichten zu ähnlichen Themen und Sichtweisen präsentiert. Daher habe ich beschlossen, die Kontrolle über meine Nachrichtenquellen und meinen Nachrichtenkonsum wieder an mich zu reißen. Dementsprechend sehe ich algorithmusbasierte Feeds nur noch als gelegentliche Unterhaltung – inzwischen ist lediglich der LinkedIn-Feed noch übriggeblieben.
Die Lösung: RSS Feeds
RSS steht aktuell für “Really Simple Syndication”, was ungefähr “wirklich einfache Verbreitung” bedeutet. RSS gibt es schon seit dem Anfang des Internets, seit 1999, allerdings ist es dieser Tage eher nur noch in Nerdkreisen bekannt. Die Grundidee ist einfach: eine Website kann die Artikel, die sie veröffentlich, über diese Schnittstelle abrufbar machen. Jeden WordPress-Blog, wie z.B. diesen, kann man problemlos auch über RSS abrufen.
Mit einem sogenannten “RSS-Reader” kann man so Webseiten, meist aber sogar bestimmte Unterthemen einer Webseite abonnieren. Der große Vorteil dabei ist, dass man selbst bestimmt, welche Nachrichten man liest. Ebenso hat man die bewusste Kontrolle, an welchen Nachrichtenquellen man sich bedient. Ganz verrückt im Vergleich zu Facebook & Co ist hingegen, dass der Feed ein Ende hat: wenn man alle Artikel eines Feeds gelesen hat, gibt es einfach keine mehr. Es gibt also kein sogenanntes “Doomscrolling”. Doomscrolling bezeichnet man die Eigenschaft von Facebook und Co, dass man nie an das Ende des Nachrichtenfeeds kommt: es wird immer irgendetwas von irgendwo nachgeladen. Das maximiert die Zeit, die man auf den Plattformen verbringt – und damit die Menge an Werbung, die einem Facebook und Co einblenden können. Wie der klassische Spruch sagt: “wenn es kostenlos ist, bist Du das Produkt”. Durch das Ende der Artikel im Feed jeder Publikation habe ich “Stop-Stellen”, an denen ich problemlos aufhören kann, Zeit im RSS-Reader zu verbringen. Das ist bei Facebook & Co nicht so – unsere Sucht nach neuen und die Einfachheit des Doomscrollings kosten viele Menschen unnötig viel Zeit für eigentlich wertlose Informationen, die sie so konsumieren.
Aber allem überwiegt: Kein Feed-Algorithmus entscheidet darüber, was man liest. Der Nachteil der Feed-Algorithmen ist, dass man oft ähnliche Sichtweisen gezeigt bekommt. Facebook wird sogar nachgesagt, bewusst Nachrichten auszuspielen, die einen wütend machen, da das die Interaktion (und Facebooks Umsatz) erhöht.
Der “Vorteil” von RSS ist, dass man wieder gezielt Websiten bzw. Blogs liest, deren Themen einen interessieren, aber nicht zwingend festgefahrene Sichtweisen. Natürlich sind auch Artikel dabei, die einen vielleicht nicht interessieren. Man ist wieder selbst der “Auswählende”, so wie es beim Lesen einer Zeitschrift oder einer Website auch war bzw. ist. Nicht ein Algorithmus von Facebook oder Google wählt aus, um mich möglichst lange im Feed zu halten und den Umsatz des Dienstes zu maximieren. Ich nutze inzwischen nach einigen Tests den RSS-Reader feedly, bzw. zum Lesen auf dem Smartphone selbst die App FeedMe. FeedMe akzeptiert Feedly als Datenquelle und hat glaube ich ein paar Features, die Feedly nicht hat – ich weiß es schlicht nicht mehr. Aber es gab einen Grund, die FeedMe-App statt der Feedly-App zu nutzen.
Aber was ist mit Videos?
Ein Vorteil des Feeds insbesondere von Facebook ist es, dass man auch regelmäßig mal interessante Videos vorgeschlagen bekommt. Ich schaue auch gerne Videos an, allerdings versuche ich da auch die Kontrolle zu behalten. Ich sammle die Videokanäle, die mich interessieren, in meinem YouTube Account. Dort schaue ich dann bei Bedarf gezielt nach, was bei meinem Lieblingskanälen neu im Angebot ist. Immer wieder gibt es dann eine Ergänzung, wenn ich über etwas Interessantes stolpere. Ein Beispiel dafür ist der Kanal des ehemaligen Late Night Show Hosts David Letterman. Dort gibt es regelmäßig alte “Best of”-Ausschnitte der Sendung zu sehen, was mir als Fan der Show seit Ende der 90er sehr viel Freude bereitet.
Kritisch bei Videos ist allerdings die Funktion “Autoplay”, mehr dazu im entsprechenden Artikel hier.
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